August 2018: Marc Hoffmann und Ludwig Voß

Ankunft in Nepal

 Rajiv holte uns frühmorgens am Flughafen ab und brachte uns direkt in das Waisenhaus zu Pemba, in dem wir für die drei Wochen untergebracht waren. Noch vor Auspacken unserer Koffer stellte uns Rajiv seine Visionen und Ziele mit dem NYP dar. Sofort wurde klar, dass Rajiv sich auf dieses Gespräch länger vorbereitet hatte und unsere Wünsche und Erwartungen an ihn und das Programm erfüllte. Sowohl inhaltlich als auch in der strukturellen Umsetzung herrschte Konsens, so dass wir gleich zu Beginn einen erneuten Motivationsschub für die folgenden drei Wochen bekamen.

Für Rajiv hatte und hat die Professionalisierung des NYP oberste Priorität. Er erklärte uns, wie das NYP momentan arbeitet und zeigte dabei eindrucksvoll, wieso und warum das NYP sich strukturell weiter professionalisieren muss. In seinen Worten: “ We must run NYP as a professional organization”. Um dies zu erreichen, sind ihm folgende Punkte sehr wichtig:

  • Personelle Ressourcen, die sich hauptamtlich, um das NYP und dessen laufende Programme kümmern
  • Eigene Räumlichkeiten, von denen aus das NYP geleitet wird
  • Stärkere Einbeziehung und Mitbestimmung der Board Members
  • Verbesserung der täglichen Trainingsarbeit (Leitfaden)
  • Organigramm, nachhaltige Projektstruktur, Kompetenzverteilung, Fördermittelgenerierung
  • Kommunikation des Programms und seiner Inhalte

Rajiv nannte in diesem Zuge auch das Problem, dass außer ihm kein qualifizierter Betreuer/Koordinator mit den nötigen administrativen, koordinativen und kaufmännischen Fähigkeiten zur Verfügung steht, mit dem er das NYP gemeinsam leiten und weiterentwickeln kann. Gleichzeitig sollte sich dieser natürlich auch voll mit dem NYP und seiner Vision identifizieren. Auffallend an den genannten Punkten war, dass diese sich mit denen bereits in unserem Treffen besprochenen Problemen deckten.

Rajiv gab uns einen Kalender, der für uns die verschiedenen Programme und Aktionen des NYP in unserer Besuchszeit aufzeigte. Gleichzeitig erklärte und erläuterte er uns die jeweiligen Projekte, die schon fester Bestandteil des NYP sind. Gemeinsam füllten wir den Kalender mit weiteren Vorschlägen von Rajiv (Parental Awareness etc.) und weiteren Ideen, die wir in Deutschland schon konzipiert hatten (WM-Workshop etc.). Er war sehr angetan von unseren Konzepten und beeindruckte uns mit seinem sofortigem und klarem inhaltlichem Verständnis der ausgearbeiteten Programme.

Dieser Austausch war die Grundlage für die folgenden Programme und Aktionen, die wir fortlaufend kurz erläutern.

Treffen mit den Board Members

Im schönen Restaurant Bhumi, trafen wir uns am ersten Nachmittag zu einem weiteren Treffen und Austausch mit dem Board des NYP. Rajiv stellte die Board Members vor, erläuterte die Aufgaben und Tätigkeiten des Boards um dann abschließend auf die zukünftigen Ziele und Visionen des NYP einzugehen. In diesem Zuge stellten wir in einer kleinen Präsentation die Arbeit und Ziele des Fördervereins sowie die notwendigen Voraussetzungen für die Zusammenarbeit mit dem NYP vor.

NYP Fußball-Training (Juniors/Seniors)

Gleich am ersten Abend besuchten wir das Fußball-Training auf dem Gelände in Kuleshwor. Sofort wurde klar, dass ein großer Teilnehmerkreis vorhanden ist und dieser mit großer Freude am Trainingsbetrieb teilnimmt. Die Trainer Raju, Rajan, Subas und wir leiteten die Trainingseinheiten und waren immer wieder von der Begeisterungsfähigkeit der Spieler und dem hohen Aufwand, den die Trainer betrieben, beeindruckt. Gerade in Bezug auf Flexibilität (kleiner Platz, viele Teilnehmer, Regenfälle etc.) und Kreativität konnten wir uns beide etwas bei den einheimischen Trainern abschauen. Gleichzeitig versuchten wir in den drei Wochen modernere Trainingsmethoden einzubringen (Leitern/

Koordination/ kognitiv anspruchsvolle Übungen), welche von den Betreuern und Spielern wohlwollend aufgenommen wurden. Durch die Spende von Offensiv Sport Freiburg, die Wolfgang im Vorfeld organisierte, konnten wir jegliche Trainingsform auch umsetzen. Zusammengefasst kann man sagen, dass das NYP-Fußballtraining in Kuleshwor fester Bestandteil der abendlichen Freizeitgestaltung von Kindern & Jugendlichen geworden ist und sich einem regen Interesse der umliegenden Anwohner erfreut.

Parental Awareness Workshop

Rajiv kam mit der Idee auf uns zu, einen Workshop für die Eltern der NYP-Teilnehmer zu halten. Ziel war es dabei, die Bedeutung von Sport im Rahmen der Persönlichkeitsentwicklung und die Rolle der Eltern im Zusammenhang mit den Programmen des NYP darzustellen. Gleichzeitig nutzten wir die Präsentation, um den Eltern einen Einblick in unsere Trainingsarbeit, unseren persönlichen Hintergrund und unsere Methodik zu liefern. Rund 30 Teilnehmer waren bei der 2-stündigen Veranstaltung anwesend. Im Anschluss kamen wir mit verschiedenen Eltern ins Gespräch. Es wurde klar, dass das NYP bereits einen Stellenwert in der Community besitzt und, anders als Kopan, auch eine erhöhte Bereitschaft zur Mitarbeit zu erkennen ist.

kicken & lesen

Die Idee, ein bildungsorientiertes Lese- und Bewegungsprogramm in Nepal durchzuführen, hatten wir bereits in Deutschland ausgearbeitet. Dass die Umsetzung so schnell gelingen konnte, lag zum Großteil an Rajiv, der wieder einmal seine Kontakte eindrucksvoll einsetzte. Schon in der ersten Woche saßen wir im Büro des Schulleiters der Paramount School Kuleshwor, die direkt neben dem Platz angesiedelt ist. Der Rektor zeigte sich sehr offen für unsere Ideen und stimmte schließlich einem ersten Schulbesuch in der darauffolgenden Woche zu. Mit einem Bewegungs- und Leseprogramm zum Thema „Physical Activity“ standen wir kurze Zeit später vor 60 Schülern. Im Theorieteil erarbeiteten wir uns im

Klassenzimmer die positiven Aspekte und Auswirkungen von sportlicher Betätigung. Das Wissen wurde dann spielerisch auf dem Platz vertieft und mit Spaßfaktor versehen. Alles in allem war es eine sehr gelungene Auftaktveranstaltung und kam so gut an, dass das NYP die Schule im November mit neuem Schwerpunktthema erneut besuchen wird.

Ballschule

Im Rahmen der Kooperation mit der Paramount School implementierten wir zusätzlich ein wöchentlich stattfindendes Ballschulkonzept. Ziel dieses Programms ist es, Kinder im Grundschulalter an verschiedene Bälle und Bewegungsmuster zu gewöhnen, koordinative und motorische Grundlagen zu legen und eine gewissen Begeisterung für sportliche Aktivitäten zu fördern. Mit dem Geld des Fördervereins kauften wir 50 Bälle in verschiedenen Größen und Gewichten und verstauten diese in einer neu angeschafften Ballschulkiste. Während unseres Aufenthalts führten wir die Ballschule zweimal durch und wurden dabei von zwei Spielern des NYP Seniorteams unterstützt. Rund 50 Kinder spielen nun, unter Anleitung der NYP-Spieler Arbin und Orwi, jeden Freitag mit verschiedenen Bällen auf dem Fußballplatz in Kuleshwor. Wir führten Arbin und Orwi, so gut es in der kurzen Zeit ging, in die Ballschulmaterie ein, und Rajiv erklärte sich bereit, die Jungs als Mentor zu schulen und fortlaufend weiter bei der Umsetzung zu unterstützen.

Besuch bei der ANFA

Auf Einladung der ANFA (All Nepal Football Association) hielten wir ein 3-tägiges Demotraining des NYP für die U15-Nationalmannschaft auf dem ANFA-Ground ab. In der ersten Einheit legten wir den Fokus auf koordinativ-kognitive Ballschulung. Hierbei arbeiteten wir mit verschiedenen Bällen, Kommandos und Farben. Zusätzlich verknüpften wir einzelne Übungsformen mit Bildungsinhalten, um die Arbeit/Idee des NYP – den Sport auch als Bildungselement zu nutzen und dadurch die Persönlichkeitsentwicklung zu fördern – näher zu bringen und auch außerhalb von Kuleshwor bekannt zu machen. Am zweiten Tag hielten wir eine Trainingseinheit aus der Freiburger Fußballschule ab, um die professionelle Trainingsarbeit aus Deutschland vorzustellen. Der dritte Tag war durch ein Abschlussfreundschaftsspiel geprägt, dass das NYP-Team (Rajiv, Raju, Rajan, Marc, Ludwig, Rajans Sohn + Verstärkung) mit 3:2 für sich entscheiden konnte. Es steht im Raum, die ANFA in Zukunft durch ein monatliches Koordinationstraining, dass vom NYP ausgearbeitet wird, zu unterstützen.

Family Day

Am Familientag luden wir Kinder und Familienmitglieder zum gemeinsamen Sporttag auf dem Gelände des NYP ein. In einem Stationstraining konnten sich alle Teilnehmer das NYP-Zertifikat erspielen. Unter tosendem Applaus wurde jedes einzelne Kind und Familienmitglied mit einer Urkunde ausgezeichnet. Es freute uns, dass immerhin 15 Eltern und Familienmitglieder am Tag aktiv teilnahmen und dabei sichtlich großen Spaß hatten. Wir hoffen aus dem Familientag eine jährliche Aktivität machen zu können.

WM-Workshop

Am letzten Tag unseres Aufenthalts führten wir den WM-Workshop durch, den wir bereits in Deutschland vorbereitet und Rajiv zur Durchführung geschickt hatten. Die WM-Teilnehmer, das Gastgeberland Russland und allgemeine Fakten über die Weltmeisterschaft wurden in ein interaktives Fußballangebot verpackt und anschließend mit den Teilnehmern besprochen. Auch hier waren rund 50 Kinder anwesend.

Early Childhood Development

Jeden Samstagmorgen findet das von Rajiv initiierte ECD-Programm statt. In diesem Programm geht es um die frühkindliche Entwicklungsförderung, die über Singen, Tanzen, Spielen, Malen etc. erreicht wird. Hieran nahmen wir zweimal teil und waren sehr angetan von der Idee, die hinter diesem Projekt steckt. Die Betreuerinnen machen ihre Sache wirklich gut und beeindrucken mit ihrer einfühlsamen und kindgerechten Art. Gerade für die jüngsten NYP-Teilnehmer ist ECD ein willkommenes und sinnvolles

Angebot.

Environmental Awareness Day

Rajiv und Prashannata bereiteten einen Umweltworkshop an einem Samstagmittag vor, bei dem sowohl in der Theorie als auch in der Praxis für die Themen Umwelt und Nachhaltigkeit sensibilisiert wurde. Der Theorieteil war interaktiv und kurzweilig gestaltet, und im Anschluss sammelten wir Müll auf dem Sportplatzgelände ein. Auch hier waren 30 Kinder anwesend.

Spielstunde mit den Kindern des Waisenhauses

Da sich innerhalb der drei Wochen auch eine persönliche Beziehung zu den Waisenkindern in Pembas Haus aufbaute, beschlossen wir ein Bewegungsprogramm auf dem Gelände der anliegenden Schule mit den Waisenkindern durchzuführen. Rund 40 Kinder hatten großen Spaß mit dem ausgearbeiteten bunten Bewegungsprogramm. Rajiv unterstütze uns abermals und sah die Notwendigkeit, das Programm auch zukünftig an der Schule in regelmäßigen Abständen stattfinden zu lassen. Ein erstes Gespräch fand diesbezüglich bereits statt.

Ausblick

Zum Abschluss unseres Aufenthalts evaluierten wir die durchgeführten Projekte und Aktionen und überlegten uns eine zukünftige Ausrichtung des NYP. Rajiv war von unserer Arbeit und den Ideen sehr angetan und möchte diese als festen Bestandteil des NYP integrieren. Dafür überlegten wir uns gemeinsam, wie wir als Förderverein die Arbeit nachhaltig und effizient unterstützen können. In diesem Zuge entwarfen wir gemeinsam ein Organigramm, welches den von ihm gewünschten Prozess der Professionalisierung, fördert. Wir arbeiten momentan an der Umsetzung von Deutschland aus (Webseite, Konzeptblätter, Flyer, Fördermittel etc.), während Rajiv die Arbeit vor Ort koordiniert. Hierbei wiesen wir nochmals auf die Bedeutung eines NYP-Bankkontos und eines regelmäßig stattfinden Austausches hin. Für uns persönlich, war der Aufenthalt in Nepal ein unvergessliches Erlebnis. Rajiv als Koordinator des NYP zu haben, ist ein unbezahlbares Gut. Es ist beeindruckend, mit welcher Leidenschaft er an seiner Vision arbeitet und versucht, das Programm weiterzuentwickeln. Wie er sich um uns gekümmert hat und auch abseits des NYP für uns da war, können wir ihm nicht hoch genug anrechnen und sind stolz darauf, dass sich so etwas wie eine Männerfreundschaft zwischen uns entwickelt hat. Für uns waren es sehr intensive drei Wochen, aber wir haben das NYP mit dem Gefühl verlassen, gemeinsam mit allen Beteiligten wirklich etwas geschafft und Rajiv bei seinem Vorhaben nach Professionalisierung unterstützt zu haben.