Frühjahr 2017: Fundsachen nach Ghana

Auf Initiative von Birgit Maggiore und Niko Langendorf wurden die vielen Kleidungsstücke und Fußballartikel – Trikots, Hosen, Schuhe, Bälle -, die im Laufe einer Saison beim VfR liegenbleiben und nicht abgeholt werden, gesammelt und an Wolfgang Laube weitergeleitet, der Kinder in Ghana betreut und mit den Fundsachen große Freude auslöste. Hier sein Bericht:

Die Trikotspende des VfR Merzhausen wurde von den Kindern und Betreuern in Biu begeistert aufgenommen. Die Ortschaft Biu ist im Nordosten Ghanas gelegen, und zwar etwa 15 km südlich von Navrongo, der Distrikthaupstadt des Kassena Nankana East Distrikts. Biu ist ein kleines ländliches Dorf mit etwa 3000 Einwohnern. Die Bevölkerung gehört zur Ethnie der Builsa und ist mehrheitlich christlich, auch wenn der Lokalglaube noch eine gewisse Rolle spielt. Der Großteil der Bevölkerung sind Kleinbauern, die auf ihren eigenen Ländereien und im angrenzenden staatlichen Bewässerungsgebiet (Tono Irrigation Project) Hirse, Mais, Reis, Erdnüsse, Hülsenfrüchte und verschiedene Gemüse anbauen. In Biu gibt es drei Schulen: zwei Primarschulen (1.-6. Klasse) und eine Junior High School (7.-9. Klasse).

Aufgrund des hohen Bevölkerungswachstums ist der Anteil der Kinder und Jugendlichen an der Gesamtbevölkerung extrem hoch (etwa 60 Prozent der Bevölkerung im Distrikt ist jünger als 25 Jahre). Zudem gehört das ländliche Nordostghana (Upper East Region) zu den ärmsten Teilen Ghanas. Historisch aufgrund seiner Lage und der Dominanz des Südens von Ghana benachteiligt, sind es auch klimatische Bedingungen, die zur Benachteiligung beitragen. Während einer langen Trockenzeit von November bis Mai ist keine Landwirtschaft möglich. Die Menschen leben von den Erträgen der Regenzeit. Eine mit dem hohen Bevölkerungswachstum einhergehende Abholzung, eine Übernutzung der Böden und die Folgen des Klimawandels (verkürzte Regenzeit, extreme Wetterlagen mit Dürre und Sturzregen) wirken sich zunehmend negativ auf die landwirtschaftliche Produktion aus.

Geringe Erträge und zunehmende Landknappheit machen die Landwirtschaft für die Jugend unattraktiv. Gleichzeitig hat die Nachfrage nach und der Zugang zur Bildung deutlich zugenommen. Fast alle Kinder besuchen zumindest die Primarschule. Viele träumen davon, später in modernen Berufen ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Dies gelingt allerdings nur wenigen. Ein beträchtlicher Teil der Jugendlichen sucht daher schon in jungen Jahren sein Heil in der Arbeitsmigration in den Süden Ghanas, wo mit Gelegenheitsarbeiten in den Städten und in der Plantagenwirtschaft geringe Verdienste erzielt werden können. In dieser prekären Situation ist der Sport für viele Jugendliche ein willkommener Ausgleich, bei dem sie ihre täglichen Sorgen vergessen und von einer besseren Zukunft träumen können.

Die Mannschaft, die nun die Trikots des VfR Merzhausen trägt, heißt Biu Phobia. Es gibt ein Junior- und ein Senior-Team, die beide regelmäßig trainieren. Die Trainer sind ehrenamtlich tätig. Im Rahmen regelmäßiger Spiele messen sich die Mannschaften mit anderen Dörfern des Distriktes, auch wenn keine wirkliche Meisterschaft ausgespielt wird. Einige Spieler sind auch schon in das Regionalteam der Upper East Region berufen worden, das etwa unserer Landesauswahl entspricht.

Natürlich wären weitere Spenden hochwillkommen, und sie kommen dort an, wo sie gebraucht werden: bei den Kindern und Jugendlichen in Biu.