15.12.2024 – Adventskonzert: Igor Kamenz spielt Beethoven
„… mit dem vielerfahrenen Motiv, das Abschied nimmt und dabei selbst ganz und gar Abschied, zu einem Ruf und Winken des Abschieds wird, mit diesem D-G-G geht eine leichte Veränderung vor, es erfährt eine kleine melodische Erweiterung: nach einem anlautenden C nimmt es vor dem D ein Cis auf, und dieses hinzukommende Cis ist die rührendste, tröstlichste, wehmütig-versöhnlichste Handlung von der Welt. Es segnet das Objekt … mit überwältigender Vermenschlichung …“
So beschreibt Thomas Mann in seinem Roman „Doktor Faustus“ die letzte Klaviersonate von Ludwig van Beethoven, die 1822 vollendete Klaviersonate Nr. 32 in c-moll. Das Adventskonzert, das die VfR-Fußballabteilung seit 2017 zusammen mit der Ticketagentur Reservix und der Metzgerei Lehmann organisiert und das in die Konzertreihe „Kultur über den Dächern“ eingebunden ist, wurde in diesem Jahr mit der berühmten Sonate opus 111 eröffnet, vorgetragen vom in Merzhausen lebenden Pianisten Igor Kamenz.
Von Beethovens Klaviersonate opus 111 heißt es bei Thomas Mann auch, sie sei der „Abschied von der Sonate“ als „musikalische Kunstform“, die in ihr ihr Ziel erreicht habe, über das hinaus es nicht gehe. Das stimmt nicht ganz, weder im Allgemeinen noch im besonderen Fall des Adventskonzerts, das mit diesem großen Werk noch nicht zu Ende ging, denn auf die Klaviersonate Nr. 32 opus 111 folgte die Klaviersonate Nr. 23 opus 53, die „Waldstein-Sonate“, die Johannes Tolle, der Gründer von Reservix in seinen einleitenden Worten als „Hymne an das Leben“ bezeichnete. Durch Igor Kamenz wurde die „Hymne an das Leben“ zum Leben erweckt.